Reisebericht Nr. 7

Wie es der Zufall so will, unterhielt ich mich mit Peter King über meine weiteren Pläne hier in Australien.

Ursprünglich hatte ich geplant mein Auto in Monash (an der Grenze zwischen SA und Victoria) bei Renmark zu parken als Peter King mir sein Grundstück hinter der Galerie in Ti Tree als sicheren Abstellplatz für meinen Tr/a/e/cker anbot. Da es sich hier um einen der trockensten Orte in ganz Australien handelt habe ich mich spontan entschieden den Land Cruiser dort zu parken.

Es kommt dies auch meinen Plänen, nochmals den Norden und die Kimberleys zu besuchen, entgegen.

So besorgte ich alle Nötige hier in Alice Springs und fuhr wieder nach Ti Tree, parkte und verpackte meinen Tr/a/e/cker ordentlich und konnte mit einem Mitarbeiter der Galerie wieder zurück nach Alice Springs fahren. Lindsay, so heißt der Mann, ist ein Universalgenie! Er kann eine Zigarette drehen, ein (Light-)Bier trinken und Auto fahren. Einzeln kein Problem – er tut dies aber alles gleichzeitigJ.  

Zurück in Alice wollte ich mal etwas Neues ausprobieren und kaufte mir ein Ticket für den legendären´The Ghan´. Eine der drei, traditionellen Zugverbindungen quer durch Australien. Wie auch der ´Indian Pacific´(Sydney-Adelaide-Perth) und ´The Overlander´ (Melbourne-Adelaide)

Es gibt jeweils 3 Preisklassen: der daynighter-seat, the red kangaroo und the gold kangaroo service. Da es sich nur um eine kurze 20 Stunden Fahrt handelte entschied ich mich für die Daynighter-seat Abteilung (faktisch wie im Flugzeug*, aber zusätzlich mit verfügbarer Dusche!) die beiden anderen Klassen sind jeweils mit 2 Personenkabinen und entsprechendem Service und Servicepersonal. Bei der Goldklasse sind dann auch noch alle Mahlzeiten, eigenes Videosystem etc. inklusive.
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Das Einsteigen funktioniert auch ähnlich wie im Flugzeug, auf Aufforderung. Ich merkte dies, als ich ca. 1 Stunde vor der Abfahrt neugierig durch den Zug stiefelte und mich ein deutlich überraschter Schaffner freundlich, aber bestimmt aufforderte den Zug wieder zu verlassen. 

Die Preisspanne für ´The Ghan´geht von 99,-AUS$  (als Jugendherbergsmitglied – zu welchem mich Dorle kurzfristig machte J Danke!)  normal 197,- AUS$ bis zu 780,-AUS$ in der Goldklasse.

Es war für mich eine neue Erfahrung – und ich würde, speziell den ´Indian Pacifik´, gerne mal in der Goldklasse fahren. Aber ich werde damit wohl warten bis ich Rentner bin, dann kann ich vergünstigt fahren J. Wobei mir da spontan eine ganz interessante Variante einfällt: 
Flug nach Perth, Perth – Adelaide mit dem ´Indian Pacific und von Adelaide nach Melbourne auf der absoluten Traumstrecke – der Great Ocean Road - mit dem Motorrad. Na schau m´er mal sagt (Becken)Bauer… 

Die Verbindung Adelaide – Alice Springs wird übrigens gerade bis Darwin erweitert und soll im Januar eröffnet werden. Vor 2 Wochen wurde der Vorverkauf für die Jungfernfahrt eröffnet; dabei stehen noch nicht mal die Brücken bei Alice Springs… Ein 400 Millionen AUS$ Projekt, und das wo die Bahngesellschaft schon zweimal Konkurs gegangen ist..  

So ratterte ich nach Adelaide, tauschte die trockene Hitze des Red Center gegen eine gewisse Frische in Adelaide. Das klingt vielleicht blöd, aber nach Wochen mit 30 – 40 Grad erscheinen einem 22 Grad durchaus als frisch.

Unterwegs hielt der 403 m lange Zug dann noch, obwohl keine der wenigen Haltestellen abzusehen war. Der Schaffner meinte es solle bitte niemand aussteigen da es sich hier um einem Halt auf besonderen Wunsch handle...es war mitten in der Pampa, lediglich ein Geländewagen mit einem Lagerfeuer markierte die Haltestelle.  Das müsste ich doch glatt mal bei der Deutschen Bundesbahn ausprobieren. 

Und so kommt es, dass ich nun mit einem Mietwagen hier im Süden Australiens unterwegs bin. Nachdem ich mit der Unterkunft in Adelaide kein so grosses Glück hatte (es stellte unterkunftstechnisch den Tiefpunkt der Reise dar L), holte ich am Sonntag, 23. März meinen Mietwagen ab und startete in Richtung der Fleurieu Peninsula. Ein kurzer Besuch vorher noch in einer der Galerien – die Preise sind hier leider noch höher wie in Alice Springs.

Erst ging es auf südlichem Kurs durch das McLaren Vale – dies hat nichts mit dem Rennteam zu tun. Es handelt sich hierbei um ein ähnlich erfolgreiches Weinanbaugebiet wie das Barossa Valley, östlich von Adelaide. 

Die gesamte Halbinsel ist sehr grün und hügelig; es gibt Milchwirtschaft, jede Menge Vieh, Oliven- Mandel-, Pfirsiche- und Himbeerplantagen. Sicher habe ich das ein oder andere auch noch vergessen.

Ein sehr schöner Flecken Erde, der mich sehr stark an Kalifornien erinnert hat. 

Über Cape Jervis (hier waren alle Betten belegt und niemand wollte etwas zusammenrutschen), dem Fährhafen nach Kangaroo Island, ging es weiter bis nach Port Elliot in die dortige Jugendherberge. Es ist das älteste Haus im Ort und wird liebevoll in Schuss gehalten. Eine sehr angenehme Ruhe, Frieden umfängt einen dort. Auch die Gäste strahlten dies aus. Keine Party rund um die Uhr oder größere Trinkgelage. Ich habe mich spontan entschieden, noch mindestens eine Nacht länger zu bleiben.

Die Umgebung ist sehr schön, menschenleere Strände, Granite Island das mit einer Pferde-Trambahn erreicht werden kann, Wanderwege und nicht zuletzt der fast schon obligatorische Golfplatz.  

Am übernächsten Tag ging es wieder auf die Piste, Melbourne stand auf dem Plan. Da die Fahrtzeiten auf den Highways absolut kalkulierbar sind kann man die Strecke im Voraus planen – einen Stau habe ich bis heute nicht erlebt.  

In Melbourne, obwohl eine Großstadt, spielt sich alles Leben auf ca. 1 qkm ab. Danach kommen nur noch die Vorstädte. Dies ist mit Adelaide und Perth vergleichbar. Nur Sydney bildet hierin eine Ausnahme.

Melbourne war für mich Museumsstadt – ich habe alleine 2 Tage in Museen verbracht bevor es wieder zurück in Richtung Adelaide ging.  

Natürlich nicht wieder auf dem gleichen Highway! Nein, die Rückfahrt hielt ein Sahnestück für mich bereit: die Great Ocean Road – das schönste Stück Küste in ganz Australien (heißt es). Entsprechend kurze Tagesetappen (teilweise nur 160 km) habe ich dafür geplant. 

Die frühen Abende und den sunset habe ich am Strand verbracht. Genauso wie die Surfer, die allen Wassertemperaturen trotzen und stundenlang surfen oder, von einem Drachen gezogen, übers Meer brettern. Denn die Geschwindigkeiten sind beachtlich und lassen Sprünge bis geschätzten 4 Meter zu. 

Am Samstagmorgen ging es dann in südlicher Richtung nach Geelong und von dort weiter bis ans Meer nach Torquay. Dort ist der Lieblings-Surfer-Spielplatz der Hauptstädter. Eine Mischung aus Südfrankreich und Woodstock. Leider wird auch hier, wie der ganzen Küste entlang, immer mehr verbaut. Die Reichen aus Adelaide brauchen doch ihr Sommerhaus, und je extrovertierter umso besser. Siehe: 

An der Küste übernachtete ich um dann morgen die Great Ocean Road in vollen Zügen zu geniessen. Wenn ich Glück habe bessert sich auch das Wetter noch, denn heute war es diesig und teilweise nieselte es.

Und so war es dann auch – neuer Tag neues Wetter! 

Ich schlich und schlängelte mich der Küste entlang, stoppte unzählige Male, schlamperte am Strand entlang und gaaaanz langsam näherte ich mich so meinem nächsten Übernachtungsort, Port Campell.

Auf diesem Teilstück liegt der Otway National Park, Apollo Bay und die 12 Apostel. In Apollo Bay, einem kleinen Fischerdorf (mit der größten Fischgefrieranlage der gesamten victorianischen Küste) war gerade ein Musikfest. Es klang (mehr oder weniger – je nach Geschmack) aus allen Richtungen. Alleine in 4 Zelten waren Veranstaltungen, alle Kneipen hatten Bands spielen und das Dorf war voll mit Menschen. Eine Atmosphäre ähnlich dem Waiblinger Altstadtfest, vielleicht etwas ´alternativer´.

Die 12 Apostel, eine Steinformation im Meer aus ehemals 12 einzelnen Türmen, hätte ich fast verpasst. Ich erwartete den Parkplatz auf der linken Seite (wie 1998) allerdings hatten sie diesen nun auf die rechte Seite mit Unterführung verlegt. Aber nicht mit mir!

Der nächste Tag führte mich dann wieder 12 km zurück, um die 12 Apostel mit Morgensonne nochmals zu sehen. Leider war dies nicht möglich.

Schon bei der Einfahrt in den Parkplatz war irgendwas komisch. Beim Aussteigen bemerkte ich dann etliche Polizeifahrzeuge, teilweise mit Boot auf dem Hänger, bei den Hubschraubern (für Rundflüge) stehen. Na ja – von mir wollten sie ja nichts, also trollte ich mich. Auch an der ersten Aussichtsplattform waren Polizisten und Parkranger, alle anderen Aussichtpunkte waren gesperrt.

Auf meine Frage bekam ich zur Antwort, dass hier vorhin jemand über die Klippen (ca. 70m hoch) gesprungen wäre und nun geborgen werden müsse… 

Ich fuhr weiter in westlicher Richtung und klapperte all die wunderschönen Aussichtspunke und Strände ab – und davon gibt es einige. Eine Übersicht diese Küstenteils findet ihr hier:

Der Tag führte mich, wieder in gemächlicher Geschwindigkeit bis nach Mount Gambier. Dort wollte ich eigentlich ins Gefängnis!
Nein kein Selbstfindungstrip o. ä. – nur zum Übernachten.Die dortige Jugendherberge ist ein ehemaliges Gefängnis! Leider kam, auch nach 2 Stunden Warten immer noch niemand Zuständiges. Ausser 4 wartenden Touris war niemand da. Nach 2 Stunden hatte ich die Nase voll und bin in ein Motel gegangen.

Tja, soweit so gut. Die restliche Strecke führte wieder über Land. Davon dann im 8. Reisebericht.

 Auch kurz vor meinem Rückflug gibt es wieder eine Überraschung. Dieses Mal leider eine negative.

In Kürze mehr davon.

 Es grüßt aus dem sonnigen, 23 Grad warmen Adelaide

 

Tom

 

 

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