Reisebericht Nr. 8

Also, wenn ich ehrlich bin, hat mich der Selbstmord an den 12 Aposteln doch ganz schön beschäftigt – im Laufe des Nachmittags habe ich es dann langsam verarbeitet.

Verstehen kann ich so eine Tat allerdings bis heute nicht.

Die weitere Fahrt führte über Murray River, einer sehr fruchtbaren Gegend östlich von Adelaide, bis in die Jugendherberge von Adelaide. Dort mietete ich mich für meine letzten Tage hier in Australien ein. Es ist dies ein zentral gelegenes Haus, sehr gut geführt und sauber. Auch dort traf ich wieder auf eine internationale Gästemischung – und genau dies macht den Aufenthalt dort so interessant.  

Am nächsten Tag, Donnerstag 3. April 2003, war ich kurz auf dem Flughafen. Habe ich doch mal wieder deutlich zuviel Gepäck das mit zurück muss. Ich wollte auf dem Flughafen schauen ob es dort Schließfächer gibt um einen Teil meines Handgepäcks während des Eincheckens dort zwischen zu lagern. Leider gibt es dort so etwas nicht…so sind andere, kreative Lösungen gefragt!  

Am Flughafen war die Hölle los. Fernsehteams, Reporter und ein Menschenauflauf blockierten die ganze Abflughalle. Ich habe mich erkundigt und musste folgendes erfahren:

 

         Eine Schulklasse wurde auf Ihrem Flug nach Hongkong bei dem Zwischen-
         stopp in Singapore zurückbeordert. Diese Entscheidung wurde von der Schul-
         leitung getroffen, da das staatliche Gesundheitsministerium mittlerweile eine
         Warnung vor Flügen nach Hongkong ausgesprochen hatte.

Meine Nachfrage im örtlichen Singapore Airline Büros ergab: 

Kein SARS-Risiko für Reisende im Transitverkehr! Allerdings sollten die Mindestanforderungen an Sicherheitsmassnahmen (Mundschutz, Handschuhe, Augenschutz…) beachtet werden!

Leider sind die Mundschutzmasken in der City bereits ausverkauft L.  

Den restlichen Tag habe ich in Glenelg (wo es auch noch Mundschutzmasken gab) verbracht. Dort wurde erstmals im 19. Jahrhundert angelandet und so die Stadt Adelaide gegründet. Ein sehr nettes Städtchen mit wunderschönen Stränden, erreichbar mit der einzigen Straßenbahn Adelaides. In Melbourne ist die Tram übrigens ein alltägliches Verkehrsmittel – aber bei weitem nicht so gesichert wie hier in Deutschland. Die Bahnsteige werden doch immerhin mittels eines gelben Strichs von den Gleisen getrennt und sind ca. 60 cm breit. Unvorstellbar hier in Deutschland.
 

Diesen Abend, wie auch die folgenden, habe ich der Kneipen- und Pubszene hier in Adelaide ´geopfert´. Ein wahrlich buntes Leben das fast rund um die Uhr pulsiert. Teilweise spielen in den Kneipen sogar schon donnerstags Live-Bands, entsprechend geht es dort dann zu.

Als ich am Freitagabend von dieser Kneip-Tour zurückkam ging meine Chipkarte fürs Zimmer nicht mehr. Wie sich herausstellte, hatte jemand einen Fehler beim Einbuchen gemacht und ein nächtlicher Umzug mit all meinem Gepäck wurde nötig.

Dort in der Jugendherberge traf ich auch auf Holger, einem ´berufsmäßigen´ Traveller. Er jobbt nur zwischendurch 2-3 Monate und kann damit wieder ein Jahr reisen.

Holger wollte am Samstagabend für 2 ältere Damen aus Neuseeland eine kleine Abschiedsparty machen. Die 2 Ladies wohnten fast 3 Wochen in der YHA und trafen

Abends immer wieder mit Holger zusammen und hatten alle 3 hatten viel Spaß.
Holger hatte alles eingekauft und wollte Sushi zubereiten. Klar, dass ich da dabei sein musste. So haben wir den Nachmittag mit der Produktion von Sushi verbracht und noch Wein organisiert. 

 Hochinteressant, wie die Reisröllchen so zustande kommen!

Der Abend war extrem ausgelassen. Wir, eine internationale Runde von Travellern, haben über 2 Stunden am Stück gelacht und uns alle köstlich amüsiert. Egal, ob aus China, Deutschland, England, Neuseeland oder sonst woher. Egal ob 20 oder 65 Jahre alt. Ich würde mir wünschen, dass es auf der ganzen Welt so harmonisch zuginge – ganz besonders wenn ich an den Irakkrieg und die bereits ausgestoßenen Drohungen gegen Syrien denke. 

Gegen später verabschiedeten sich die Neuseeländerinnen, sie mussten am nächsten Morgen sehr früh Heimfliegen. Holger hatte zufällig noch eine Flasche Whiskey, in die wir noch gemeinsam Luft
hineinließen.

Natürlich nur, um einer SARS-Infizierung vorzubeugen; durchaus erfolgreich wie ich heute weiß.

Dann trennten sich auch unsere Wege. Ich ging ins Bett um am nächsten Tag einigermaßen ausgenüchtert meinen Rückflug anzutreten, der Rest ging noch etwas ins Städtchen.  

Der Sonntagmorgen, 6.4.2003, war der Tag des Abschieds vom fünften Kontinent.

Nach der Fahrt mit dem Bus zum Flughafen musste ich feststellen, dass ich ca. 100% Übergepäck dabei hatte. Aber da Alles ganz geschickt verteilt war (alleine mein Handgepäck hatte runde 24 kg) kam ich ohne Zuzahlung durch. Nur die Umsteigerei mit all´ dem Handgepäck war etwas umständlich.

In Singapore kam dann der Mundschutz zum Einsatz. Ein nerviges Ding, es kratzt und reibt im Gesicht – ich fasste spontan den Entschluss, dass ich nie zum Chirurg umschulen werde. Aber wenn es denn der Vorbeugung dient…

Den Aufenthalt in Singapore verbrachte mit Anja – sie saß schon bis Singapore neben mir und gemeinsam trotzten wir den Viren. In Singapore war der Einfluss des SARS-Virus auf die Menschheit schon wesentlich deutlich sichtbarer. Ca. 50% der Reisenden trugen einen Mundschutz und so passten wir ganz gut ins Bild. Auch auf dem weiteren Flug bis Frankfurt blieb der Mundschutz, unterbrochen von den Mahlzeiten, ein treuer Begleiter. 

Der kontrollierende BGS-Polizist am Gate in Frankfurt wurde von seinem Kollegen gefragt:

 ´Und wie hast Du nun die Übereinstimmung des Passbildes kontrolliert?´

 

Und dann war der Urlaub vorbei, vorbei waren auch die 25 – 45 Grad Lufttemperatur, vorbei war auch die freundlichere und lockerere Umgangsweise der Menschen… Eigentlich schade, aber wohl typisch Deutsch.

Der Flug nach Stuttgart war kurz und schmerzlos – der Zoll lies sich von meiner Aussage `ich habe nur ein paar Kinderklamotten gekauft´, trotz dicker, eindeutiger Pappröhre, überzeugen. Vielleicht war es auch mein etwas erschöpfter Gesichtsausdruck nach 2 Reisetagen. 

Ich hoffe, ich habe Euch mit meinen Erlebnissen nicht zu sehr gelangweilt, lasst es mich bitte wissen, wenn Ihr aus dem Verteiler gelöscht werden wollt.

 Es grüßt Euch, wieder voll im Arbeitsleben integriert,

Tom

  

 

P.S.: Bis heute, 8 Tage nach Singapore, sind noch keine Zeichen von SARS-Viren aufgetreten.
Wenn das kein gutes Zeichen ist…? 

 

 

28.12.2003 So nun sind 8 Monate vergangen und ich bin wieder auf Achse in Australien