Meine 3. Reise nach Australien / Reisebericht Nr. 4 /11.02.2004

 

Dieser Tag mit dem frühen Start führte mich von Exmouth über Carnavron bis nach Denham. Carnavron ist die Obstkammer Australiens – hier gedeiht auf grund des hervorragenden Klimas sowie des ausreichend vorhandenen Süßwassers faktisch alles. Darüber hinaus ist die Stadt für Ihre tollen Surfstrände bekannt.

Ein kurzer Versorgungsstopp für Diesel und Lebensmittel und es ging weiter nach Denham.

Denham dann ist die ´Stadt´, 20 km vor Monkey Mia, wo die Delfine bis an den Strand kommen sollen.

Als ich abends ankam traf ich wieder auf Adele und Michael (die Zwei aus der Tauchergruppe). Beiden meinten es gäbe hier nicht viel zu tun und zu sehen, aber ich müsste unbedingt mit auf die morgige 1,-A$ Perlenfarmtour mitkommen. Ich sagte spontan zu, denn was konnte ich schon verlieren – außer einem Dollar? 

So wurden wir am nächsten Morgen kurz nach 8.00Uhr abgeholt und von Monkey Mia aus mit dem Boot raus auf die Perlfarm gebracht, gespannt was uns dort erwarten würde. 

Vorausschicken möchte ich, dass der sog. ´Sonntagsanzug´ nicht unbedingt die richtige Bekleidung gewesen wäre – mal ganz unabhängig von der Temperatur. 

Die 1Dollar Tour basiert darauf, dass Frau und Mann einen Tag auf der Perlfarm mitarbeiten. Der eine Dollar muss aus versicherungstechnischen Gründen wohl berechnet werden – wird aber nie kassiert. Die Arbeit ist, da neu für alle Besucher, interessant und ich werde in den nächsten Wochen, Monate … sicherlich keine 2. Chance dazu bekommen. 

Diese Perlenfarm ist noch jung und im Aufbau. Bis zu den ersten Erträgen vergehen erst einmal zwischen 10 und 15 Jahren. Zuerst werden die jungen Muscheln in großen Tanks ´gezeugt und geboren´ und dort auch für ca. 3 Monate aufgezogen. Nach dieser Zeit futtern sie soviel, dass dies nicht mehr in diesen Tanks ausreichend gewährleistet werden kann. Nun kommt der Sprung ins kalte Wasser – die Muscheln werden in flachen Netzen mit eingelegten Perlonfäden ausgesetzt. Dort klammern sich an die Fäden und futtern kräftig … bis wieder ca. 4 Monate vorbei sind. Dann müssen sie das erstemal raus aus der Badewanne um von Verschmutzungen, Pflanzen und anderen Unterwasserlebewesen gereinigt werden. Dies war unsere erste Tätigkeit an diesem Morgen. Es eine etwas schmuddelige Arbeit, da die Fäden voll bewuchert waren und ein Teil der komischen Dödels beim Entfernen plötzlich nach einem gespritzt haben. Aber wir waren ja alle nicht zum Vergnügen da… 


Das Reinigen der 4 Monate alten Muscheln

Nach dieser Arbeit wurden die Gitter wieder im Meer versenkt, zum weiteren Gedeihen und Wachstum.

A propos WACHStum. Die Besitzer, 2 junge Männer und der Vater des einen, haben ein System zur einfacheren Reinigung der Muscheln entwickelt. Leider erst an Weihnachten, so dass diese Erleichterung für uns noch nicht gegriffen hat. Nach dem Reinigen der Muscheln tauchen sie diese nun kurz in flüssiges Wachs ein und können so bei der nächsten Reinigungsrunde einfach das Wachs mitsamt dem Bewuchs und Ablagerungen entfernen, das Wachs anschließend sogar wieder aufarbeiten.


Zwei der Besitzer beim ´Tauchwachsen´

Später wurde dann eine andere Leine eingeholt - habe ich schon erwähnt, dass die Perlfarm draußen vor der Küste schwimmt? – und die Gitter mit den älteren Muscheln abgenommen, mühevoll (!!!) gereinigt und nach einem schnellen Wachsbad (wir wollten sie ja nicht zum Verzehr kochen sondern nur schützen) wieder in neuen, bewachsten Netzen verstaut.  

Auch diese Netze werden zum weiteren Wachstum wieder im Meer versenkt. So geht das insgesamt mehrere Male, bis die Muscheln groß genug zum Einsetzen der Perlmuttkugeln sind. Diese Fremdkörper umschließt die Muschel dann mit eignem Perlmutt (mal helleres, mal dunkleres Perlmutt) und die Zuchtperle entsteht. Um sich vor Verletzungen zu schützen bildet die Muschel die Perle ohne Ecken und Kanten aus – was die Damen besonders verzückt. Oder könnt Ihr Euch würfelförmige Perlen vorstellen?


Die Netze werden wieder im der Bucht ´versenkt´

Damit das Wachstum auch anhält werden immer wieder ca. 1mm größere Perlen eingesetzt – was den Ummantelungsvorgang regelmäßig von vorne startet.

So stellt eine Muschel in Ihrem Leben bis zu 4 unterschiedlich große Perlen her und alle Frauen dieser Welt freuen sich über diese Juwelen des Meeres. 

Ach ja, unsere Mittagspause haben wir mit einem Schnorchelausflug in der Bucht verbracht. Das macht diesen Arbeitsplatz durchaus interessant. 

Nach dem Aufräumen und Reinigen der Arbeitsflächen ging es zurück nach Denham; gerade rechtzeitig damit die 3 Männer pünktlich zur Happy Hour im örtlichen Pub ankommen. Darauf würden sie achten, meinte der Vater … 

Der nächste Tag diente der Entspannung: Nach einem gemütlichen Vormittag mit hervorragendem Frühstück inkl. Ei, einer kleinen Wanderung, dem Golfturnier auf dem örtlichen (Busch-Mini-)Golfplatz und einem leckeren Abendessen mit Julia und Roger ging es freitags morgens um 6.00 Uhr wieder auf den Highway.

Die Strecke führte mich heute leider durch etwas eintönige Gegenden mit wenig Bewuchs; Ziel war Kalbarri bzw. der Kalbarri National Park mit seinem Murchinson River. Dieser Fluss hat im Lauf von Millionen Jahren sich ein teilweiseauHaus auf Pontons

 150m tiefes und noch breiteres Flussbett gegraben. Auf der Anfahrt gab es schon 2 Aussichtspunkte die viel versprachen für die Wanderung am kommenden Sonntag.

Aber erst mal ging es noch am gleichen Tag auf eine Wanderung durch Millionen Jahre alte Steine - den sog. Mushroom Rocks sowie durchs Rainbow Valley. Abends dann, Ihr ahnt es schon, war ich mit Adele und Michael (sie waren einen Tag vor mir angereist) zum Nachtessen. Da ich schon gegessen hatte konnte ich mich ganz der Dessertkarte und den dazugehörigen Gerichten widmen. Den Heimweg rollend anzutreten – mit dem guten Vorsatz die Pfunde wieder abzuwandern – wäre kein Problem gewesen. 

Leider musste ich an diesem Abend noch erfahren, dass meine Mama wieder im Krankenhaus liegt und eine OP an Ihrer letzen Niere über sich ergehen lassen musste. Meine Nacht war, nach der Horrorstory die mir geschildert wurde, nicht sehr gut. Auf diesem Wege nochmals alles Liebe und schnelle Genesung! (P.S.: In der Zwischenzeit ist Mama wieder daheim und auf dem Wege der Besserung J

Am Sonntag, den 25. Januar ging es dann hinunter in das Tal des mächtigen Murchison Rivers und zu den anderen Sehenswürdigkeiten in diesem Nationalpark. Es hat schon was, zwischen so altem Gestein zu wandern und die Natur zu genießen zu dürfen.
 


Murchison River im Kalbarri National Park
 

Aufgrund der Hitze war, insbesondere der schnelle Aufstieg am Nachmittag, sehr anstrengend. Das gemütliche Kajak fahren davor auf dem Billabong (Billabong = Wasserloch, Restwasser eines Flusses oder Tümpel) war da schon sehr viel angenehmer. 

Der nächste Tag brachte mich bis nach Geraldton, einem Mittelzentrum mit großer Lobsterfabrik im mittleren Westen Westaustraliens. Dort habe ich auch meinen ersten Australia Day – dem Feiertag hier – erleben können. Party durch die ganze Stadt. Es gab im Stadtpark den ganzen Tag Programm: morgens für die Kinder, nachmittags für die Senioren und abends ein Feuerwerk für alle zusammen. Leider gab es offensichtlich auch für manche zuviel Alkohol, so dass die Polizei noch mitten in der Nacht alkoholisierte Australier und Australierinnen einsammeln musste bevor es für mich am nächsten Tag weiter ging nach Cervantes. Dort sind die sog. Pinnacles zu bewundern. Es handelt sich hierbei um eigentümliche Kalksteinkegel von wenigen Zentimetern bis zu 5m Höhe. Leider war es bewölkt an diesem Abend und der Sonnenuntergang nicht ganz so schön wie im Reiseführer geschildert.
 


Die Pinnacles bei Cervantes
 

Dies war meine letzte Station in Westaustralien, nördlich von Perth und ich musste nun daran gehen, meinen Toyota Land Cruiser zu verkaufen, denn der nächste Termin stand schon fest im Kalender.

Leider klappte es nicht so schnell und einfach wie es anfänglich ausgesehen hatte. Der erste Interessent ist leider abgesprungen und Ersatz war so schnell auch nicht in Sicht. So habe ich meinen treuen Begleiter auf dem Perth Car Market am Sonntagmorgen um 7.00 Uhr angeboten. Und, nachdem die Besucher ab 9.00 Uhr Zugang hatten auch innerhalb einer guten Stunde verkauft. Auf meinem Schild stand: priced to sell today! Und genauso geschah es dann auch. Dass das Zwischengetriebe bzw. die Untersetzung bei der Probefahrt nicht mehr auszuschalten war konnte den Deal nicht mehr aufhalten – zumal der Defekt vermutlich durch eine Fehlbedienung des Käufers entstand. Die Abwicklung mit Zahlung etc. erfolgte im Lauf des Tages und ab Montag hatte ich wieder ´frei´.

Gemeinsam mit Julia und Roger (sie waren mittlerweile auch in Perth angekommen) holte ich meinen Mietwagen einen Tag früher ab und wir brausten ab ins Swan Valley. Kommt das jemand bekannt vor?

Richtig! Dort gibt es Dutzende von Weinkellereien, große und kleine, ökologisch und ertragsorientierte. Wir probierten uns so durchs Tal (ich als Fahrer natürlich sehr gemäßigt) – fast selbstverständlich, dass wir auch bei der Schokoladefabrik einen längeren Stopp eingelegt haben.

Tja und dann hieß es Adieu sagen zu den 2 Reisebegleitern denn am morgigen Dienstag wartete mein nächster Termin auf mich.

Mehr darüber erfahrt Ihr in meinem nächsten Reisebericht. Und ich werde versuchen etwas regelmäßiger zu schreiben. 

Wetter heute, 11.10.04: Regen und runde 18 Grad – aber vermutlich immer noch wärmer wie bei Euch…
 

Haltet die Ohren steif, bis demnächst 

Thomas

 

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