Meine 3. Reise nach Australien
Reisebericht Nr. 2 / 14.01.2004

Tja wohin sollte mich mein Weg an dem heutigen Nachmittag des 3.1. führen?

Am Roadhouse in Top Springs, right in the middle of nowhere, erkundigte ich mich beim Tanken nach den Strassenzuständen.

 

Roadhouses sind etwas ganz typisch Australisches. In der Regel ein Konglomerat aus Tankstelle, Pub, Restaurant, Motel/Campingplatz, Gemischtwarenhandlung und Nachrichtenzentrum der weiteren Umgebung

 

Der Buchanan Hwy, auf dem ich bis hierher gekommen (eine sog. dirt road) in westlicher Richtung war – genauso wie der südliche Teil des Buntine Hwy (ebenfalls nur eine Erdpiste) – komplett gesperrt - ´there´s no way through´ meinte der Tankwart und schaute etwas ungläubig als ich ihm erzählte woher ich kam…

So blieb nur der, eigentlich in genau die falsche Richtung führende, Buntine Hwy nach Norden übrig, wollte ich nicht mal wieder zurückfahren (gelle, das kommt Euch irgendwie bekannt vor!). Immerhin ist dieser Hwy auf diesem Stück a s p h a l t i e r t. Wenn auch  nur eine Fahrbahn.

 

Begegnet einem jemand, müssen Beide mit 2 Rädern auf den Randstreifen ausweichen. Dies bei ca. 100 km/h – eine Begegnung mit einem 50-m-Roadtrain möchte ich da nie erleben müssen.
 (und als eingefleischter Rechtsfahrer muß man dann aber drandenken das man links rausfahren muß in Australien / Anm. SB)
.


So nahm ich diesen Umweg, die Slalomstrecke um Kühe und deren Häufen, in Kauf um auf sicherem Weg den Australienumspannenden Hwy Nr.1 zu erreichen.

Am Ende meiner Reise werde ich diesen Hwy Nr.1, bis auf 2 kleine Teilstücke komplett befahren haben, zusätzlich noch den Stuart Hwy – die einzige Nord-Süd-Verbindung im Landesinneren – sowie einige der Outbackpisten.

Nachmittags wurde es dann so unerträglich heiss, dass ich im Victoria River Wayside Inn (nein, das muss man nicht kennen, es liegt direkt am Victoria River(Gruss nach Bleckede)) in einem Cabin abstieg.

Was ist ein Cabin? Auch etwas, das ich nur in Australien und NZ kennen gelernt  haben.
 

Am Besten ich zeig´s Euch:

Ja ich weiß, dieses hier sieht äußerlich etwas nach Kühlhaus aus…

… aber innen war es ganz ok:

In der Regel einem Roadhouse oder Campingplatz zugehörig, einfach und sauber, mit Kühlschrank uuuund Air Condition!

 

Der Vicoria River selbst war erst seit diesem Tag wieder zu überqueren, vorher war es wegen des Hochwassers nicht möglich, entsprechend sah es auch dort aus. Den Tag lies ich im Roadhouse bei einer guten Mahlzeit (ja Mama, ich ernähre mich ordentlich, meistens jedenfalls!) und dem ein oder anderen eisgekühlten Cider ausklingen.

Erstaunlicherweise ist es hier im Hochsommer um 19.30 Uhr schon tiefe Nacht und damit Zapfenstreich. Denn nachts Fahren, ausser in Ausnahmesituationen, wäre das Schicksal in Form von Kühen, Kängurus etc. herausgefordert. Morgens kann man sich das Schlachtfeld a sehen, das die (wegen dem Temperaturen) bei Nacht fahrenden Roadtrains hinterlassen.

 

Gegen 8.00 Uhr gings raus und ab in Richtung Kununurra, meinem nächsten Übernachtungsziel. Hier sieht man noch viel Wasser auf der Strasse und auch angeschwemmtes Holz, Grass und Dreck. Die Regenfälle müssen doch ganz enorm gewesen sein. So sind heftige, 4 spurige 20 m lange Bremsspuren vor den recht kurzfristig ausgeschilderten floodways öfter zu sehen. Ich möchte nicht erleben wie so ein 50m Roadtrain oder Greyhound Reisebus in die Eisen steht weil die Strasse überflutet ist – insbesondere nicht, wenn dieser vor mir fährt, bzw. ich diesem ´hinterherträume´.

 

In Kunnunara gedeiht alles: Bananen, Mangos, Paw Paw, Melonen, Zuckerrohr bis hin zu Baumschulen. Bewässert werden die Plantagen aus dem mächtigen Durham River, aufgestaut und über Kanäle bis in die Felder geleitet. Bei meiner Fahrt zu Ivanhoe Crossing konnte ich dies genau studieren. Dafür war Ivanhoe Crossing, bei Normalwasser eine Furt für Autodurchfahrt (only 4 wd) hoch überflutet. Das angeschwemmte Gras, noch in 2m Höhe in den Bäumen, lässt die Ausmaße der Überschwemmung erahnen.

 

Von Kununurra gings, nach Volltanken (insgesamt kann ich runde 210 l Diesel bunkern), weiter in Richtung Broome. Auch hier ist die Landschaft sehr grün, mit Bäumen und Sträuchern bewachsen, viel tiefgrünes Gras. Im Winter, sprich zur Trockenzeit, ist jedoch alles trocken und verbrannt. So hat die wet season doch wenigstens 2 Vorteile:

      - alles ist grün und blüht      - und es sind sehr wenig Touristen unterwegs weil zu heiss

Leider war der Bungle Bungle NP geschlossen – auch diese Strasse wurde ein Opfer des Regens, und die Strafen bei Zuwiderhandlung sind empfindlich hoch. So fragte ich in Turkey Creek nach einem Helikopterflug – allerdings sind Mindestteilnehmer 2 Personen und das waren heute keine da. Also weiter auf dem Hwy Nr. 1 in südlicher Richtung bis nach Halls Creek. Ein verschlafenes Nest zur Versorgung der Farmen im Umland. Zwischendurch verliert der Australienumspannende National-Highway Nr. 1auf dem Weg dorthin seine ganze Würde … er wurde hier sogar seines Mittel- und Seitenstreifens beraubt. Und die Brücken sind teilweise nur einspurig. Was mit dem nächsten, die ganze Situation dokumentierenden Bild, bewiesen ist.

Eine Situation, die in Deutschland absolut unvorstellbar wäre. Warum wohl, fällt es jemand auf?
 

Die Nacht in Halls Creek (ich habe dort in dem obigen Cabin übernachtet) war von heftigsten Gewittern und taghellen Blitzen durchzogen. Glücklicherweise ohne Auswirkungen für meine weitere Fahrt. Bevor es am nächsten Morgen losging muste ich noch kurz eine Schrauben aus dem hinteren linken Reifen entfernen lassen.

Die Mechanikerin (!) zog die Schraube raus (hätte ich ja auch können) und fand dann das Loch nicht mehr…

´Und nun?´ fragte ich sie – ´weiterfahren, solange keine Luft rauskommt…´ Ihre lakonische Antwort.

No worries, macht dann 5,50A$ thank you. Dieses angehängte ´thank you´ kann manchmal schon nerven. Du kaufst einen Kaugummi: ´30 Cent thank you´. Es ist vergleichbar mit der amerikanischen Floskel ´how are you?´, einfach nicht ernst gemeint.

 

Trotz deutlich verspäteter Abfahrt habe ich in Fitzroy Crossing, dem geplanten Etappenziel, kurzerhand entschieden bis nach Broome weiterzufahren.

Unterwegs konnte ich noch, die von der Wüste vorhandene Staubhülle, bei einer Wasserdurchfahrt vom Auto abwaschen – natürlich ohne jegliche Zusätze - I promise!

Die Landschaft wird nun wieder flacher und der Bewuchs niedriger. Auch das satte Grün verschwand merklich aus dem Landschaftsbild, dafür gab es hin und wieder abgebrannte Flächen. Die Sonne ist nach wie vor sehr stark, die Temperaturen schwanken immer so zwischen 36 und 42 Grad – im Auto darfs dann schon ein bisserl mehr sein. Ach ja, meinen rechten Arm habe ich gestern bei der Fahrt wohl verbrannt – ich spüre ihn deutlich: er ist da!

 Immer wieder sitzen Unmengen von UFOs auf der Strasse. Irgendwelche Flugobjekte die kurz vor dem Passieren dann aufspringen und natürlich teilweise in meinem Kühler u nd auf der Scheibe den Tod finden… das platscht richtig und gibt eine Sauerei. Zwischendurch musste ich sogar mal den Kühler reinigen damit der Motor nicht überhitzt.

Das Auto ist nach ca. 2 Stunden so durchgeheizt, dass der ganze Kardantunnel und Boden wie ein Heizkörper strahlt. Das macht die Fahrerei eigentlich erst richtig unangenehm.

 

Gegen 17.30 Uhr sank die Sonne langsam runter und war gegen 18.30 Uhr verschwunden. Für mich eine Stunde zu früh, denn solange benötigte ich noch bis Broome. Aber alles ging glatt und mein Auto hat perfekt durchgehalten.

 

Der folgende Mittwoch (7.1.04) war nur zum Auffüllen der Vorräte und Relaxen reserviert, denn am nächsten Tag ging es bereits wieder auf die Piste. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich wollte, einer Empfehlung eines Freundes folgend, mir Cape Leveque anschauen. Leider führt dort nur eine ca. 220 km lange Dirt Road hin, befahren von ca. 2 – 3 Autos am Tag.

Es ging früh morgens raus und das war auch gut so, denn die Strecke war wieder einmal zermürbend – für mich und mein Fahrzeug. Aber das Ziel ein wahrer Traum! Glaubt Ihr nicht, dann schaut selbst:
 

Ach, habe ich schon erwähnt, dass ausser mir noch ganze 0 (in Worten: null) weitere
Touristen gleichzeitig dort waren. Das entschädigt für viel, dachte ich mir.
 

Bis zum nächsten Morgen.

D
enn da musste ich erfahren, dass es in Broome heftig geregnet hatte und das Ende der Strassen in einem nicht sehr schönen Zustand ist. Das überschattete die Rückfahrt etwas, glücklicherweise ging alles gut.Na ja … mein Tr/a/e/cker hat seine Farbe minimal verändert. Wirklich nur minimal.

Minimal von weiss nach rot L

Ich muss hier aber gestehen, dass diese ´Verkleidung´ alleine auf  500 m der gesamten Strecke passiert ist. Das waren einfach 500 m Matsch am Stück. Und, aus Angst stecken zu bleiben, war ich vielleicht etwas zu forsch. Gleich nach meiner Ankunft in Perth gings in die Waschhalle.

Diese Erde ist nicht zu unterschätzen. Von meinem letztjährigen Abenteuer habe ich noch Klamotten mit roten Erdflecken übrig – das geht nicht mehr aus! Weder mit einer Bauknecht Waschmaschine – denn DIE wissen ja nur was Frauen wünschen, noch mit einer guten Miele.

Ach was ich vielleicht noch erwähnen sollte, die Einheimischen und Aboriginals donnern auf diesen Pisten teilweise mit über 100km/h. Man muss also immer schön im Rückspiegel schauen, ob jemand im Tiefflug überholen möchte.

Tja, das soll´s für heute gewesen sein – warum die one lane bridge in Deutschland so unvorstellbar wäre erfahrt Ihr das mit dem nächsten Reisebericht.

Bis dahin – no worries mate

 

Thomas

 

zum Reiseberich 3 - Reise 3 - Januar 2004

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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