Reisebericht 4 vom 14.03.2003

 

Wenn Ihr Euch erinnert, ich war am Sonntag, den 23.2. in Kalgoorlie mit meinem Bericht stehen geblieben. 

Gegen 7.45 Uhr bin ich in Richtung Perth aufgebrochen. Auf dieser Strecke habe ich auch meine erste rechtsgelenkte ´Ente´ gesehen und wurde von einer ´Horde Harley Fahrer´ mit wirklich ohrenbetäubendem Lärm überrollt. Wobei betonen möchte, dass ich aufgrund eigener Harley Erfahrung eigentlich nicht so verschrocken bin…

Ein Grossteil dieser Strecke (ca. 480 km) wird von einer Wasserleitung begleitet. Durch diese wird Kalgoorlie mit Wasser versorgt, der Ursprung ist im Swan River Valley. Einige Tage später konnte ich auch die sog. Pumpe 1 für diese Wasserleitung besichtigen. 

Die Temperatur war mit ca. 32 Grad sehr angenehm, überhaupt scheinen sich diese extreme Temperaturen wieder zu normalisieren. Denn auch die Einheimischen stöhnten über diese seit Wochen anhaltende Hitzewelle.

Leider habe ich an diesem Tag auch meinen ersten Verlust auf dieser Reise erleben müssen: mein treuer Stromadapter ging verlustig! Klein, leicht und trotzdem sehr variabel. Er hat mich über 10 Jahre treu auf meinen Reisen nach Amerika, Australien und Neuseeland begleitet. Ein herber Verlust.

Die Landschaft veränderte sich auf dieser Strecke, von rötlich & kahl wieder hin zu grün & bewirtschaftet. Kein Wunder, dass ein extrem hoher Bevölkerungsanteil in einem schmalen Gürtel der Küste entlang lebt. Erinnere ich mich richtig, waren es über 75% der weißen Australier. Das unterscheidet auch Australien von Neuseeland sehr markant. In Neuseeland haben es nur wenige Bewohner weiter als 200 km bis zum Meer – in Australien können das tausende von Kilometern sein.

Und dann rein nach Perth!  Ein toller Empfang, die strahlende Sonne am Sonntagnachmittäglichen Himmel spiegelte sich im Meer, Segler und Surfer auf dem blauen Wasser.

Es ist einfach ein tolles Lebensgefühl in diesen Großstädten am Wasser wie z.B. auch Sydney, San Franzisko, Auckland, Seattle oder Vancouver.

Ich habe mich dort in der Jugendherberge (YHA) bis zum Donnerstag eingemietet. Auch hier sind sich alle Großstädte ähnlich: ist die Jugendherberge durchaus erschwinglich, sind es die Kosten fürs Parken meist nicht mehr. No worries mate!

So habe ich am nächsten Tag die Stadt zu Fuß erforscht.

Mein erster Gang führte mich allerdings zum Aboriginal Affairs Department; musste ich doch noch zwei Genehmigungen für die Durchfahrt auf dem Gunbarrel Highway beantragen. Diese, in den Sechzigern von Len Beadell angelegte, Gravelroad (ist sehr geschmeichelt wie ich heute weiss J) stellte die Verbindung der West Coast zum Red Center her und führt 3 mal durch Aboriginal Land. Die Genehmigung dient dazu, die Reisenden auf gewisse Rechte und Pflichten hinzuweisen, z. B.:

 -         fotografieren ist auf Aboriginal Land verboten

-     das Verlassen des Highways über 50 m zu jeder Seite hin ist verboten

-     die Permit stellt keine Genehmigung dar, in Aboriginal Siedlungen einzudringen (1000,- AUS$ Strafe)

-    keine Alkoholabgabe an Aboriginals

-    ab 15.3.2003 wird es an den wenigen Servicestationen auf Aboriginal Land nur noch Diesel geben. Benzin wurde als Droge zum Schnüffeln missbraucht

-        

 

Die zuständige Bearbeiterin war sehr nett und hilfsbereit. Selbst die Genehmigung fürs Northern Territory würde sie mir besorgen. Ich füllte alles aus und gab Ihr meine Handynummer – sie würde anrufen wenn beide Genehmigungen fertig sind. Wann die aus Alice Springs allerdings käme wüsste sie nicht. Na ja, warten wir es einfach ab.

Den restlichen Tag wanderte ich durch die Stadt, einem Stadtplan (mit den Sehenswürdigkeiten) für Fußgänger folgend. Es gibt hier in Perth z.B. immer noch einige sehr gut erhaltene alte Gebäude aus der Goldgräberzeit, dann einen schönen Park am Meer und einiges mehr.

 Abends schaute ich meine Emails kurz durch und fand auch eine Notiz von Estelle (die Sachbearbeiterin): leider könne sie mich telefonisch nicht erreichen, deshalb wolle sie mir auf diesem Wege mitteilen, dass beide Genehmigungen da wären.

Ich holte diese am nächsten Morgen (mit einem kleinen Dankeschön) gleich bei Ihr ab! Den restlichen Tag benötigte ich für Besorgungen wie z.B umfassendes Kartenmaterial etc. und eine Überprüfung des Kühlers. 

Der Mittwoch, 26.2.03 führte mich in die Umgebung von Perth, zum Beispiel zu der sogenannten Pumpe 1 und dem dazugehörigen Stausee für die Kalgoorlie Wasserversorgung, dem Swan River Valley – bekannt für die Wein- und Obstgüter und an die Strände von Perth.

Die Australier sind hier deutlich großzügiger als die Europäer: es gibt sogar spezielle Standabschnitte die mit Hunden besucht und wo diese auch trainiert werden dürfen.

Sogenannte boat ramps zum Wassern der Boote und immer genügend Parkplätze sind eigentlich selbstverständlich hier.

Diese Strände in North Perth sind wohl die Wohngegenden der Vermögenden – ich habe dort Villen gesehen da bleibt einem das Auge stehen…

Auf meinem Weg aus der Stadt habe ich dann noch einen ´Erlkönig´ zur Strecke gebracht. Leider ergab die Überprüfung des Motor Presse Verlag, dass es sich hierbei nur um für Australien neue Fahrzeuge der Marke BMW und Honda handelte. Ein Versuch war es alleml wert, denn wäre es ein echter ´Erlkönig´ käme dies meiner Reisekasse sehr zupass. *2 

Am 27.2. zog ich dann wieder weiter mit meinem Hausstand. Es ging dieses mal auf dem Great Northern Hwy bis nach Meekatharra. Die Landschaft wandelte sich wieder von grün & bewirtschaftet in rötlich & karg. Auch entlang dieser Strecke werden Unmengen Getreide gepflanzt – wieder eine Kornkammer Australiens. 

In Meekatharra habe ich meine Diesel- und Wasservorräte aufgefüllt und dann ging es östlich ab in Richtung Outback. Die Strassen sind hier nur noch breite  Feldwege, pure Erde oder geschottert, mit einer enormen Staubentwicklung. Trotzdem ich die hinteren Türen mit Klebeband zusätzlich versiegelt hatte war innen alles mit einer feinen roten Staubschicht überzogen. Damit muss Mann wohl leben. Auf diesen, regelmässig mit sog. Gradern bearbeiteten Gravelroads kann ich durchaus Geschwindigkeiten wie auf Teer (85-90 km/h) erreichen – und werde dann noch überholt.

Nach 180 km erreichte ich Wiluna, den Ausgangspunkt für den Gunbarrel Hwy. Der Name leitet sich übrigens von der erschliessenden Firma, der Gunbarrel Hwy Construction Ltd. des Herrn Len Beadell (1923-95) ab. Wiluna, ein Dorf das früher zu Goldgräberzeiten ca 15 000 Einwohner hatte, heute aber nur noch ca. 560 Residente. Die Stromversorgung sichert eine eigene Powerstation mit Dieselaggregat und die Wasserversorgung ist wie üblich auf Regenwasser aufgebaut. In der Nähe gibt es eine Orangen- und eine Emufarm. Speziell die Emufarm ist sehr erfolgreich und kann den schnell wachsenden Bedarf nicht decken. Diese gehört den Aborigines – die einzige Einkommensmöglichkeit für sie in diesem ariden Gebiet.

Im einzigen Hotel* gings abends hoch her. Das ganze Dorf wollte auf einmal den Staub des Tages mit einigen Bieren runterspülen. 

*Was verbirgt sich hinter dem so typischen australischen ´Hotel´?

Es gab zu früheren Zeiten ein Gesetz das alle Alkohol ausschenkenden Betriebe verpflichtete den Zechenden bei Trunkenheit auch ein Zimmer vermieten zu können.

Die Kneipen wurden daraufhin zu ´Hotels´ umgebaut, d.h. einfache Zimmer eingebaut. Sucht man heute also eine Bar (klar immer mit entsprechenden Spielmöglichkeiten: Hunde- und Pferdewetten, Toto, Lotto, Pokies, Billiard…) muss man einfach nach einem ´Hotel´ Ausschau halten. Ergänzt werden diese ´Hotels´ heute fast alle mit einem drive through liqoure store. Bevorzugt Mann fährt wie in einen Supermarkt hinein und bekommt das Getränk seiner Wahl direkt ins Auto gereicht. Und die Kasse klingelt dort ohne Unterlass, an Freitag oder Samstag-abenden fliegt dort die Kuh. Die Zimmer werden heute teilweise gar nicht mehr vermietet, und wenn, dann sind sie entsprechend ihrem sehr günstigen Preis ´gestaltet´ *hust*.

Oft wohnen oder leben dort die Strassenarbeitskolonnen die ja aufgrund der räumlichen Weite des Landes abends nicht heimfahren können. Es gibt dort günstige Mittagessen (sog. Countermeals – direkt am Tresen) und abends dann etwas teurere Abendessen – in der Hauptsache aber gibt es dort Alkohol!

Es trifft sich dort die ganze körperlich arbeitende Bevölkerung zum Bier nach Feierabend, meistens auch noch das ein oder andere zusätzlich... 

In den Nachrichten kam heute Abend, dass es der heisseste Sommer seit 3 Jahren war – kann ich bestätigen J 

Zum Nachtessen forderte ich die Küche etwas: ein vegetarisches Essen sollte komponiert werden. Alle Gerichte auf der Karte bestehen nämlich zu Hauptteilen aus Fleisch. Sicherlich ein umfassendes Angebot, jeglicher Art: Emu, Kuh, Rind, Känguru oder Wild – aber halt Fleisch. Die Köchin hat es aber trotzdem super hinbekommen.

Und wie ich so auf mein Essen warte ergibt sich ein Gespräch mit einem Tischnachbar: Jim Tucker wie er sich vorstellt. Wir unterhalten uns etwas (was mache ich – was macht er…) bis wir auf meinen tr/a/e/cker zu sprechen kommen.

Er rannte los und holte einen Visitenkarte und meinte, wenn ich das Fahrzeug verkaufen würde solle ich ihm unbedingt anrufen. Genau so eine ´basic 4 wd´ würde er zum Jagen suchen. Und alleine die Warn Winde sei schon fast 2000 AUS$ wert. Tja, wie das Leben so spielt…. 

Am nächsten Morgen, zwischenzeitlich ist es Samstag, der 1.3.2003, ging es dann los auf den Gunbarrel Highway. Wobei sich hier die Karten nicht ganz einig sind: ein Teil verzeichnet diese erste Etappe noch nicht als Gunbarrel Highway.

But anyway, es lagen 350 km Gravelroad (siehe oben)  vor mir und wollten erobert werden. Da die Temperatur mit 25 Grad im Fahrzeug angenehm war kein Problem.  

Hier lernte ich auch die Verkehrsschilder solcher ´Highways´kennen: 

-   floodways. Das sind Teile der Strasse, die bei Regenfällen überschwemmt sind und einen so, überraschend das Auto kosten können. Entweder weil es nicht mehr lenkbar ist auf der Wasserfläche , oder in einem riesigen Matschloch verschwunden. Doch davon später L

-   crest. Eine Kuppe die nicht überschaubar ist. Da im outback bevorzugt die beste Piste befahren wird – völlig egal ob rechts oder links gelegen, ist es ratsam vor solchen crests seine eigene, korrekte Seite wieder zu finden.

-   dips. Auswaschungen auf der Strasse die das Fahrzeug heftig durchschlagen lassen können.

Ganz selten wird dann noch vor Kurven gewarnt – eine nicht zu unterschätzende Gefahr beim Schotter und den hierauf gefahrenen Geschwindigkeiten (80-100 km/h). 

So donnerte ich auf der eigentlich sehr guten Strasse und staubte mal wieder ein. Nachmittags kam ich zur Carnegie Station. Eine typische australische homestead mitten im Busch. Mit 100km Grundbesitz in der östlichen, und 30 km Grundbesitz in der westlichen Richtung. Ach ja: so ca 6000 Rinder haben Faye und Ian Smith auch noch. Die leben allerdings völlig unkontrolliert im Busch und werden nur einmal im Jahr zusammengetrieben. 

Es stellt dies die letzte Zivilisation dar bevor ich das Warburton Roadhouse erreichen werde. 

Soweit für heute – der nächste Bericht wird sicher interessant, denn ich werde die folgende Fragestellung abhandeln J: 

    Was haben der Gunbarrel Highway, ein Cyclone und ich gemeinsam? 

Bis dahin grüße ich Euch herzlich aus Alice Springs

  

TOM.

 *2

Heute Nachmittag, kurz vor Alice Springs habe ich wieder einen ´Erlkönig´ erlegt. Vielleicht wird’s ja diesmal was…, wo doch Porsche auch gerade hier in Australien zum Testen ist.

 

hier geht es zum Reisebericht 5 vom 19.03.2003